Bürger:innenbeteiligung – ernst gemeint und ergebnisoffen

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Meiner Meinung nach müssen Bürger:innen auch zwischen zwei Wahlen aktiv in die Planung von langfristigen Projekten einbezogen werden – im Rahmen der rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten möglichst ergebnisoffen. Solange das Beteiligungsverfahren läuft, darf also meiner Meinung nach keine endgültige Entscheidung gefällt werden.

Information ist nicht Beteiligung

Ich habe den Eindruck, dass häufig Bürger:inneninformation und mit -beteiligung verwechselt wird, indem im Rahmen der „Bürger:innenbeteiligung“ zu einem Vortrag über den aktuellen Stand eingeladen wird. In einer Veranstaltung, die aber der Information über geplante Maßnahmen dient, bleibt häufig zu wenig Zeit, um Fragen und Diskussion zuzulassen. Das führt zu Frustration – auf allen Seiten! Bei den Vortragenden, die nicht zu einer Diskussion eingeladen wurden, bei den Bürger:innen, die sich schnell übergangen fühlen, und bei der Verwaltung, die es gefühlt keinem recht machen kann.

Gelungene Beteiligung muss gut geplant sein!

In den letzten Jahren habe ich beruflich wie ehrenamtlich viele Veranstaltungen und Workshops geplant, gestaltet und moderiert und zahlreiche Fortbildungen besucht – von demokratischen Moderationsmethoden über Grundlagen von Lehren und Lernen bis hin zu Führung – Konsequent mit Persönlichkeit. Für mich gehört damit schon seit fast zehn Jahren eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Teilnehmer:innen sowie eine möglichst inklusive und offene Gestaltung von Prozessen zum Standard bei der Veranstaltungsplanung. Zusammen mit Ideen zur Bürger:innenbeteiligung (z.B. von der Friedrich-Ebert-Stiftung hier) möchte ich mein Wissen nutzen, um von einer überwiegenden Bürger:inneninformation zu einer echten Bürger:innenbeteiligung zu kommen – und das möglichst frustrationsfrei.

Konkrete Vorschläge

  1. Bürger:innensprechstunden – regelmäßig vor Ort in den Stadtteilen, per Telefon und digital, denn Ansprechbarkeit ohne große Hürden finde ich zentral!
  2. Kinder- und Jugendbeteiligung mit passenden Formaten – bei Bauprojekten an Kindergärten, Schulen und Spielplätzen spezielle Rundgänge nur für Kinder mit Eltern
  3. inklusive Planung – barrierearme Veranstaltungsorte und bei Bedarf Gebärdendolmetscher:innen und Mehrsprachigkeit
  4. mehr Einladungen von Personen in die Ausschüsse – z.B. Eltern- und Schüler:innenvertretung neben den Schulleitungen im Schule- und Kulturausschuss
  5. regelmäßige und leicht zugängliche Information über den Fortgang von Projekten
  6. offene, gut moderierte und gut dokumentierte Veranstaltungsformate für verschiedene Zielgruppen, um Ideen und Meinungen gut einzufangen

Gute Veranstaltungsformate

Im Zentrum der Bürger:innenbeteiligung stehen für mich gut geplante und vorbereitete Veranstaltungen. Eine gute Veranstaltung beginnt dabei für mich schon bei der Einladung – klare Kommunikation von Ort und Zeit auf den richtigen Kanälen, damit man die passende Zielgruppe auch erreicht – von der Wurfsendung über den Oerlinghauser/Helpuper Anzeiger, die NW bis hin zu Facebook und Instagram kann da alles dabei sein.

Entscheidend ist auch der passende Veranstaltungsort – in einem Raum, der auf einen Vortrag ausgelegt ist (also das Publikum schaut in eine Richtung), wird es nur schwer zu guten Diskussionen kommen. Auf der anderen Seite fällt es vielen Personen in großen Gruppen nicht leicht, sich an einer Diskussion zu beteiligen. Der passende Raum oder mehrere kleine Räume mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, zwischen denen man je nach Interesse auch wechseln kann, können dabei Abhilfe schaffen.

Für mich ist es in der Moderator:innen-Rollen wichtig, nur den Gesprächsfluss zu unterstützen, nicht jedoch den Gesprächsablauf in die Richtung zu steuern, die meiner Meinung entspricht. Dazu gehören für mich

  • quotierte Redelisten, die z.B. Erstredner:innen bevorzugen,
  • regelmäßige Rückfragen an Redner:innen, um das Verständnis zu erleichtern,
  • das Ankündigen von Themenwechseln oder
  • das Zusammenfassen von bisherigen Diskussionssträngen.

Außerdem möchte ich nicht nur auf vielfältige Veranstaltungsformate achten, sondern auch darauf, dass das Veranstaltungsformat zur Planungsphase passt. Am Anfang eines Prozesses kann z.B. auch ein sehr offener Workshop stehen, in dem ohne Begrenzung Ideen gesammelt werden. Am Ende des Prozesses macht so ein Workshop dahingegen weniger Sinn. Dann gilt es z.B. Ideen in den finanziellen und rechtlichen Rahmen zu bringen und konkrete Umsetzungs- und Finanzierungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Ein Ablauf einer Bürger:innenbeteiligung aus Buchholz (bei Hamburg), den ich persönlich sehr gelungen finde, findet sich in dieser Handreichung.

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